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Die beiden Jugendarbeiter*innen Nava und Manuel bilden zusammen das neue Streetteam Bern West. Sie sind zwei- bis dreimal pro Woche am Wochenende, meistens abends und auch nachts in den Quartieren des Berner Westens unterwegs. Sie versuchen, die negativen Auswirkungen der Coronapandemie abzufedern und wollen herauszufinden, wie es den Jugendlichen geht mit der neuen Situation. Die finanziellen Mittel dafür wurden von der katholischen Kirche Region Bern bereitgestellt.  Im folgenden Interview erzählen Nava und Manuel, was sie auf ihren Rundgängen erleben .

Was macht ein Streetteam?

Nava & Manuel: «Wir sind aufsuchend in den Quartieren unterwegs und treffen Gruppen von Jugendlichen, die ihre Freizeit draussen verbringen. Da ihnen durch die Coronamassnahmen fast keine Innenräume zur Verfügung stehen, gehen wir zu ihnen und bringen Getränke und Essen mit. Wir suchen das Gespräch, fragen nach den Bedürfnissen und stellen so einen Kontakt zu den unterschiedlichen Gruppen her.»
 

Wie läuft ein typischer Abend ab?

Nava & Manuel:  «Als wir angefangen haben, uns im Quartier zu bewegen, waren wir jeweils schon um 17 Uhr unterwegs, haben aber so früh nur wenig Jugendliche angetroffen. Nun haben wir die Präsenzzeiten angepasst und treffen uns erst ab 20 Uhr, da die Jugendlichen um diese Zeit draussen sind. Wir treffen Gruppen an, nehmen Kontakt auf und bleiben so lange bei einer Gruppe, wie wir es für angemessen halten. Wir finden es wichtig, dass wir uns als Gäste verstehen und die Privatsphäre der Jugendlichen respektieren. Wir treffen jeweils ca. 70 Jugendliche an und bleiben bis nach Mitternacht. Die meisten Jugendlichen sind zwischen 14 und 18 Jahre alt.»
 

Was sind die Probleme, von denen die Jugendlichen berichten?            

Nava & Manuel: «Es ist sehr unterschiedlich; einige Jugendliche berichten, dass sie mit Anwohner*innen in Konflikt geraten, weil sie verständlicherweise auch Musik hören möchten und sich unterhalten. Bern West ist sehr dicht besiedelt und es gibt viele Wohnungen mit wenig Platz. Da ist es nur logisch, dass sich junge Menschen Platz nehmen und sich draussen treffen. Gerade im Jugendalter ist es wichtig, dass sich Jugendliche von den Eltern abgrenzen und dies geht nur mit Abstand.»
 

Wie reagieren die Jugendlichen auf euch?

Nava & Manuel: «Es war sehr schön, dass die Jugendlichen die wir angetroffen haben, so hilfsbereit sind. Einmal suchten wir eine Bushaltestelle und fragten eine Gruppe. Die nahmen uns metaphorisch an der Hand und liefen mit uns zur gesuchten Haltestelle. Wir haben den Eindruck, dass es vielen Jugendlichen auch langweilig ist aufgrund des fehlenden Angebotes und somit sind wir als Abwechslung meistens willkommen.»
 

Was benötigen die Jugendlichen in Zukunft?

Nava & Manuel: «Wir sind noch nicht so lange aufsuchend unterwegs, erst seit Dezember. Daher können wir erst Vermutungen anstellen. Was es aber sicher braucht, sind Angebote die draussen stattfinden können und es braucht Menschen, die sich für die Jugendlichen einsetzen. Wir vom toj sind die einzigen Sozialarbeiter*innen im Westen, die auf der Strasse (aufsuchend) anwaltschaftlich arbeiten. Das heisst, dass wir uns für die Bedürfnisse der Jugendlichen einsetzen. Andere Institutionen, z.B. Pinto, sind allparteilich. D.h. sie nehmen die Bedürfnisse aller Parteien im Sozialraum war. Wir hingegen suchen sicher auch vermittelnde Rollen einzunehmen aber immer mit dem Ziel, möglichst die Bedürfnisse der Jugendlichen zu unterstützen.»

Interview: David Fürst

Kontakt:
Nava Graf & Manuel Staudenmann
nava.graf@toj.ch / manuel.staudenmann@toj.ch
@streetteam_tojbernwest

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