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Das Pilotprojekt «Aufsuchende Jugendarbeit» wurde nach sieben monatiger Dauer im 2021 erfolgreich beendet. Das Teilangebot aufsuchende Jugendarbeit konnte ab 2022 in das Regelangebot des Trägervereins der offenen Jugendarbeit der Stadt Bern mit 75 Stellenprozenten integriert werden. Im März 2022 startete das neue Angebot des tojs, Aufsuchende Jugendarbeit in den Stadtteilen 3, 4 und 6. Auf welche inhaltlichen Grundlagen sich das Angebot stützt, wie der Betrieb angelaufen ist und welche Themen die Jugendlichen beschäftigen, darüber wird im folgenden Blogbeitrag berichtet.

Seit Mitte März sind Mitarbeitende des tojs im öffentlichen Raum unterwegs und suchen Jugendliche in ihrem Sozialraum auf. Die Grundlage hierfür bietet das von Familie und Quartier Stadt Bern (FQSB) und toj erarbeitete Konzept zur Aufsuchenden Jugendarbeit. Das Ziel der Jugendarbeitenden ist die Kontaktaufnahme zu den Jugendlichen, welche mit dem Jugendtreff oder sonstigen Angeboten im Quartier nicht erreicht werden können. Die Jugendarbeitenden sollen sich als längerfristige Ansprechpersonen für die Jugendlichen etablieren und so allfällige Bedürfnisse abholen können. Ausserdem sind niederschwellige Beratung in diesem Rahmen möglich. Dabei geht es in erster Linie um alltagsorientierte Beratung und individuelle Hilfeleistung bei Problemen, wie beispielsweise in der Familie, in der Schule oder Ausbildung bzw. bei der Lehrstellen- und Arbeitsplatzsuche. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Cliquenarbeit, bei der die Jugendarbeitenden an bestehenden Beziehungen anknüpfen und gemeinsam mit den Jugendlichen Freizeitangebote durchführen, mit dem Ziel die vorhandenen Ressourcen im Sozialraum besser zu nutzen.
 

Abgestützt auf diesem Konzept sind die Jugendarbeitenden seit Mitte März regelmässig im öffentlichen Raum unterwegs. Aufgrund des kalten Wintermonats März war draussen noch nicht viel los und die Kontaktaufnahme mit Jugendlichen schwierig. Je wärmer es draussen wird, desto häufiger finden Begegnungen mit Jugendlichen statt. Hierbei liegt der Fokus klar auf der Kontaktaufnahme- und pflege, damit durch regelmässige Begegnungen eine Beziehung zu den Jugendlichen aufgebaut werden kann. Je nach Beziehungsstand kann mit den jeweiligen Gruppierungen unterschiedlich gearbeitet werden. Beispielsweise wird im Stadtteil 6 eine Gruppe junger Männer* darin begleitet, einen autonomen Raum zu nutzen und diesen nach ihren Bedürfnissen und Wünschen auszugestalten. Nicht nur Innenräume sondern auch öffentliche Räume sollen von Jugendlichen genutzt und mitgestaltet werden. Die Jugendarbeitenden erarbeiten deshalb eine Umfrage, damit die Bedürfnisse der Jugendlichen an konkreten öffentlichen Plätzen eruiert werden können. Beispielsweise gibt es die Möglichkeit Outdoor-Billardtische oder Töggelikasten aufzustellen, die den Platz für die Jugendlichen aufwerten würden. Nebst dieser Umfrage sind in nächster Zeit punktuelle Angebote im öffentlichen Raum geplant. Im Lorraine-Pärkli wurde im Mai zum Beispiel ein Open Mic Event angeboten. Mit einer Karaoke Maschine und einem Mikrophon konnten die 45 anwesenden Jugendlichen zu vorbereiteten Beats freestylen und ihren Hunger mit einem über dem Feuer selbstzubereiteten Gulasch stillen. Solche und andere Events werden in den warmen Sommermonaten mit grosser Vorfreude und wenn möglich gemeinsam mit den Jugendlichen geplant und durchgeführt. Veranstaltungen dieser Art bieten immer auch die Chance mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Aktuell beschäftigen sich die Jugendlichen mit politischen Themen, Krieg in Europa, Rassismus, Herkunft, aber auch jugendspezifischere Themen, wie beispielsweise Schule und Lehrstelle, Beziehungen, Familie und vieles mehr. Durch den Austausch über diese Themen, tauchen die Jugendarbeitenden in die Lebenswelt der Jugendlichen ein, können ihre Ideen, Bedürfnisse und Wünsche abholen und durch partizipative Prozesse die Teilhabe im öffentlichen Raum fördern. 

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