Zurück zur Liste

Während den letzten sieben Monaten waren unsere aufsuchenden Jugendarbeitenden zu verschiedenen Zeiten viel unterwegs. Was sie erleben und welche Gedanken sie sich dazu machen, darüber berichten sie im neuen Blogbeitrag.

Nicht alle Jugendlichen besuchen einen Jugendtreff, aber was ist eigentlich mit den anderen? Hier kommt die Aufsuchende Jugendarbeit zum Zug. Junge Menschen werden in ihren Lebensräumen aufgesucht, dort wo ihre Lebenswelt stattfindet – und wo ihre Regeln gelten. Seit April läuft beim toj ein Pilotprojekt zur Konzeptualisierung der Aufsuchenden Arbeit, für welches eine Sozialarbeiterin in Ausbildung und ein ausgebildeter Jugendarbeiter auf der Strasse waren und sind.

 

Der öffentliche Raum ist umkämpft, konfliktbehaftet, besetzt, kommerzialisiert. Hier fallen junge Menschen schnell raus, weil sie laut sind, keine wirtschaftliche Macht besitzen, Abfall hinterlassen und stören. Aber die Reibung mit gesellschaftlichen Werten gehört zum Aufwachsen dazu und wo kein Raum ist, muss er angeeignet werden. Junge Menschen brauchen eine Bühne um sich in der Gesellschaft zu erfahren. Sie brauchen aber auch Mitbestimmung, Integration und fortwährende Unterstützung. Um mit jungen Menschen auf der Strasse in Beziehung zu treten, ihrer Stimme Gewicht zu geben und ihre Bedürfnisse zu erkennen – dazu ist die aufsuchende Jugendarbeit da. Doch oft wird auch eine Vermittlerrolle eingenommen. Anwohnende, Geschäfte, Schulen, Politik und Polizei – sie alle stellen Forderungen an den öffentlichen Raum und haben ihre eigenen Bedürfnisse. Allen Beteiligten gut zuzuhören und ein grösseres Verständnis und Miteinander zu schaffen, auch das sind Ziele der Aufsuchenden Jugendarbeit.

 

Während den letzten sieben Monaten waren unsere aufsuchenden Jugendarbeitenden zu verschiedenen Zeiten viel Unterwegs. Während man an Nachmittagen und Wochenabenden vor allem Schulkinder antrifft, sind es am Wochenende die älteren Jugendlichen - und auf diese wurde klar der Fokus gelegt. Zwischen 20 Uhr und Mitternacht sind verschiedene Gruppen im Quartier an ihren Stammplätzen. Erste Kontaktaufnahmen waren schnell gemacht (der toj und das alte StreetTeam sind bekannte Grössen) und Beziehungen wurden nach und nach aufgebaut. Während zu Beginn vor allem die Ausrüstung der Aufsuchenden Jugendarbeitenden für die Jugendlichen interessant war (Essen + Trinken, Apotheke, Kondome, usw), konnte man schon bald eine Veränderung in den Beziehungen feststellen.

 

Zu rund 25 – 30 Jugendlichen im Quartier pflegt das StreetTeam nun bereits professionelle Beziehungen, dazu kommen viele sonstige Kontakte. Von einigen Gruppen im Quartier werden sie herzlich begrüsst und zum Verweilen eingeladen. Aus kurzen Begegnungen und einfachen Fragen zur Befindlichkeit wurden immer längere Gespräche. Viele für die Jugendlichen aktuell relevanten Ereignisse sind dabei Thema: Schule und Lehre, Beziehungen, Familie, Rassismus, das Leben im Quartier, Politik, Herkunft und vieles mehr.

Eine besonders schöne Entwicklung zeigt sich ausserdem darin, dass die Jugendlichen auch vermehrt an den Angeboten des StreetTeams interessiert sind. Ob Grillnachmittag im Brünnenpark, Mädchenabend im Modi*huus oder Feuerschale am Midnight im Tscharnergut. Die jungen Menschen nützen die Präsenz des StreetTeams für sich und ihre Freunde. Für ein nächstes geplantes Angebot im Dezember, konnte sogar eine Gruppe junger Männer zur Partizipation gewonnen werden.

 

Nach dreiviertel Jahr Arbeit ist das StreetTeam nicht nur bei Jugendlichen sondern auch sonst im Quartier gut vernetzt und etabliert.

Zurück zur Liste